Vegane Kinder und deren Eltern in den Negativ-Schlagzeilen
Schlagzeile um Schlagzeile prangert die vegane Ernährung in der Schwangerschaft, Stillzeit und für Kinder an… Geht es auch anders?
Wenn wir dem allgemeinen Tenor in der Presse Glauben schenken würden, dürfte sich kein Kind vegan ernähren, denn das würde zwangsläufig in einer Mangelernährung, Unterversorgung und zu physischen Problemen bis hin zu völliger Apathie und dem Tode führen.
Warum ist die Berichterstattung immer wieder sehr einseitig?
Leider ist es ja so, dass derartige Sensations-Headlines die Auflage, bzw. die Verkäufe oder die Einschaltquote in die Höhe treiben. Anfangs war es die vegane Ernährung und ihre Gefahr im Allgemeinen. Nachdem sich langsam herum gesprochen hatte, dass das gar nicht so gefährlich ist, sondern sogar vielen Menschen bei ihren Problemen bei Gewicht, Verdauung, Pickeln und vielen Krankheiten half, war die nächste Headline nicht weit: Vegane Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit, für Babies und Kinder…
Hinzu kommt, dass es leider immer noch sehr viele Ernährungsberater aller Art (Oekotrophologen, Diätassistenten und Ernährungsberater) und Mediziner aus Unwissenheit falsche Informationen an die Presse weitergeben. Die Nichtempfehlung der DGE nicht zu vergessen.
Wann ändert sich das endlich?
Oh ich finde es hat sich schon sehr viel geändert. Es gibt immer häufiger auch neutrale bis leicht positiv gestimmte Berichte. Positiv im Sinne von „auch vegane Eltern sind verantwortungsbewusst und vegane Kinder sind nicht gleich mangelernährt, wenn man weiß, wie es geht“.
Kürzlich hatte ich eine Anfrage von Sat.1 17:30 live Hamburg für einen etwas differenzierteren Beitrag. Ich hatte gleich Vertrauen zu der Redakteurin, denn sie hatte sich schon mit der Thematik befasst und wollte etwas Licht ins Dunkel bringen. Vorausgegangen war diesem Anruf ein Artikel im Hamburger Abendblatt, in dem u.a. Dr. Gunter Burmester vom Altonaer Kinderkrankenhaus zitiert wurde. Er hatte einige Fälle von stark mangelernährten und entwicklungsverzögerten veganen Kindern in der Klinik gehabt. Wieder einmal ging es um B12. Mir ist immer noch schleierhaft, warum manche Veganer so beratungsresistent sind. Sie gefährden die Gesundheit ihrer eigenen Kinder und der ganze Veganismus wird durch diese EINZELFÄLLE in Frage gestellt.
Die Redakteurin sagte mir auch gleich, dass Dr. Burmester natürlich ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten wird, damit beide Stimmen zu Wort kommen – also Pro und Contra. Ich hatte vorgeschlagen, dass meine Kunden, die ich für diesen Beitrag vermittelt habe, mit ihrem Sohn bei Dr. Burmester für eine Untersuchung vorstellig werden. Es leuchtete auch der netten Redakteurin ein, dass ein Arzt in einem Krankenhaus natürlich nur kranke Kinder sieht und ihm gesunde vegane Kinder gar nicht bekannt sein können. Interessanter Aspekt, oder?
Natürlich muss der Arzt dann davor warnen. Laut Insiderinformationen waren die betroffenen Eltern veganer Kinder im Krankenhaus übrigens zudem noch ziemlich unbelehrbar – und das wenn es dem Kind schon so schlecht geht. Kein Wunder, dass er so eine schlechte Meinung über Veganer hat.
Im Beitrag konnte er sich dann davon überzeugen, dass es auch anders geht. Schaut mal selbst:
Zum ganzen Beitrag geht es hier:
Natürlich war die Zeit insgesamt beschränkt und von mir fehlten leider wichtige Aussagen. Nämlich, dass Mischkost nicht automatisch gesunde Kinder hervorbringt und wir dringend mal über die Folgen der aktuellen Überernährung (auch schon im Kindesalter) sprechen sollten. Oder dass die vegane Ernährung nicht unnatürlich ist, weil B12 ergänzt wird. Nahrungsergänzungen sind völlig normal geworden. Jeder Schwangeren wird Folsäure verordnet, Eisensupplemente sind in fast jeder Schwangerschaft an der Tagesordnung. Lebensmitteln werden jede Menge Vitamine und Mineralien zugesetzt… Die Regale in der Apotheke oder Drogerie, die vor lauter Nahrungsergänzungen fast zusammenbrechen, wurden nicht für Veganer gemacht.
Was bringt die Presse in Zukunft über vegane Kinder?
Ich bin guter Dinge, dass ich Informationen wie oben erwähnt bald auch loswerden kann und freue mich auf regen Austausch und Diskussionsrunden um noch viel mehr und differenzierter aufzuklären.
Meines Erachtens wird das genauso in den Medien geschehen, denn die Schlagzeilen über mangelernährte Veganer und Kinder werden sicherlich bald genauso uninteressant sein, wie es vor zwei Jahrzehnten bei der Vegetarischen war.
Parallel spielen uns die Skandale der Massentierhaltung und deren verseuchte „Produkte“ in die Tasche… Aber das nur ganz am Rande.
Der Wandel hat längst begonnen und ist auch nicht mehr aufzuhalten. Alles andere sehe ich nur noch als letztes Aufbäumen der Nahrungsmittelindustrie.
Wie erlebst du den Wandel? Schreib doch mal in den Kommentaren, was dich zu diesem Thema bewegt. Vielleicht hast du ja noch weitere Links und Positivbeispiele?. Freue mich über jeden Beitrag.
Alles Liebe
Deine Carmen
Danke für ihr Engagement. Ich fand den Artikel sehr gut. Ich bin Veganer seit einigen Jahren und Opa eines 5 jährigen. Seine Eltern sind etwas unsicher bez. veganer Ernährung bei ihrem Sohn. Sie leben vegetarisch.
Aus dem Artikel kann man es so und so deuten wie sie es mit B12 halten. Soll man es nun in Form von Nahrungsergänzung zuführen, oder nicht, und wenn ja in welcher Form? Und bei Kindern? die meisten Nahrungsergänzungen sind für Kinder, laut Beitext, nicht geeignet. Gibts natürliche vegane Quellen für B12?
liebe Grüße
Walter Narayan Tunhardt
Hallo lieber Walter Narayan Tunhardt,
vielen dank für ihren Kommentar. Ich dachte eigentlich das sei im Beitrag ganz gut rübergekommen. Also ich empfehle ganz klar eine Supplementierung mit B12 für jeden Veganer – ganz besonders in diesen Lebensphasen (Schwangerschaft, Stillzeit, Babies, Kinder etc.). Es eignen sich z.B. Tropfen oder Lutschtabletten, sowie angereicherte Lebensmittel (dann leider nicht in Bio-Qualität). Schauen Sie mal auf meine Seite Shopping Tipps. Da finden Sie beispielsweise ein Produkt. Natürliche Quellen gibt es jein… Meistens ist die Menge viel zu niedrig (wie z.B. bei Kanne Brottrunk), oder es handelt sich um Analoga (Chemische Struktur sehr ähnlich, wird aber nicht aufgenommen. Man spricht auch von aktivem oder inaktivem B12). Es gibt Hinweise, dass Chlorella Algen eine mögliche gute B12 Quelle sein könnten. Allerdings schwanken die Mengen in Naturprodukten und dann müsste man sich sehr genau die Auswertungen aus dem Labor anschauen. Für Erwachsene, die regelmäßig ihr Blutbild überprüfen lassen, kann das ein gangbarer Weg sein. Für Kinder würde ich aus Sicherheitsgründen noch davon abraten.
Herzliche Grüße
Carmen Hercegfi