Dieser Frage widme ich mich heute.
Warum ist vegane (Vollwert-) Ernährung auch für Kinder gut?
Zu allererst möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich immer von einer veganen Vollwert-Ernährung spreche, wenn ich nun im Folgenden im Artikel über vegane Kinderernährung spreche. Die Vollwert-Ernährung hat nichts mit der vollwertigen Ernährung laut DGE Definition zu tun, sondern bezieht sich auf die richtige Vollwertkost (Gießener Formel)
„Daraus ergeben sich die folgenden Sieben Grundsätze der Vollwert-Ernährung“
- Genussvolle und bekömmliche Speisen
- Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel
- Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel
- Ökologisch erzeugte Lebensmittel
- Regionale und saisonale Erzeugnisse
- Umweltverträglich verpackte Produkte
- Fair gehandelete Lebensmittel
Quelle: www.ugb.de
Wirft man einen Blick auf die obige Liste, erkennt man gleich, dass hier der Fokus auf einer sehr gesunden, pflanzenbetonten Umsetzung mit regionalen und saisonalen Bio-Produkten liegt.
Vegane Kinder kommen also von Anfang an mit einer Vielfalt von pflanzlichen Lebensmitteln – Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen – in Kontakt. Lebensmittel die ansonsten viel zu wenig konsumiert werden.
Dadurch sind sie mit vielen Nährstoffen oft besser versorgt als ihre unveganen Kameraden. (Natürlich muss ich an dieser Stelle leider ein bisschen verallgemeinern. Ob das am Ende wirklich so ist, entscheidet der Einzelfall.) Da in der Vollwert-Ernährung gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugt werden, fallen auch die veganen Fertigprodukte weg oder werden nur sehr selten konsumiert. Schaut man sich die Ernährung der Durchschnittsdeutschen an, ist diese voll mit stark verarbeiteten Produkten. Ein Blick auf die Zutatenlisten enttarnt die wahren Chemiebaukästen.
Viele Veganer sind – vor allem wenn sie Eltern geworden sind – sehr gesundheitsbewusst. Sie mixen grüne Smoothies und lassen schon die Kleinsten daran teilhaben, sie kochen frisch, verzichten auf fertige Gläschen, stillen sehr lange und kaufen häufig ökologisch erzeugte Lebensmittel – zumindest wenn das Geld ausreicht.
Bio-Lebensmittel enthalten zwar oft nicht mehr Vitamine (zumindest sagen das die Tests, die immer wieder durch die Medien gehen), aber sie sind weniger mit Schadstoffen belastet. Verzichtet man dann noch zusätzlich auf die tierischen Produkte aus Massentierhaltung, verzichtet man auch gleichzeitig auf permanente Gaben von Antibiotika- und anderen Medikamentenrückständen oder z.B. Eiter in Milch.
Lies übrigens bitte unbedingt meinen Hauptartikel zur veganen Ernährung bei Kindern:
Einfluss auf unsere Umwelt
Kaufen wir regionale und saisonale Produkte, sparen wir nicht nur Geld (weil das Lebensmittel gerade ausreichend vorhanden ist), sondern wir schonen die Umwelt zusätzlich, da lange Transportwege vermieden werden.
In Deutschland werden die Biobetriebe schon sehr sehr gut überwacht, was ein weiterer Vorteil ist. Bei Bio-Produkten aus dem Ausland kann man nur auf ausreichende Stichproben beim Import hoffen und die Angst der Produzenten diesen Absatzweg zu verlieren, wenn sie beim Schummeln erwischt wurden.
Also nehmen vegane Familien einen sehr großen Einfluss auf unsere Umwelt. Erst recht, wenn auch auf eine umweltfreundliche Verpackung geachtet wird. Also plastikfrei z.B. Im Übrigen ist es tatsächlich unabhängig vom Verpackungsmüll auch für unsere Gesundheit wichtig auf Plastik zu verzichten. Denn die Weichmacher und sonstige Schadstoffe, gelangen oft recht einfach in die Nahrung und sind dann im Körper nachweisbar. Ich schaute vor einigen Monaten einen Beitrag indem mit einem Pärchen ein Test gemacht wurde, bei dem der Mann nur noch in Plastik verpackte Lebensmittel einkaufte und die Frau komplett darauf verzichtete. Bei dem Mann waren nach einer Woche die Werte der Weichmacher im Urin extrem erhöht. Mich hat das extrem schockiert, obwohl es mich nicht überraschte…
Nährstoffversorgung
Oft wird die angebliche mangelnde Nährstoffversorgung der Kinder kritisiert. Fakt ist: auch unvegane Kinder sind oft nicht ausreichend versorgt. Der Vorteil veganer Eltern ist, dass sie wissen, dass bestimmte Nährstoffe entsprechend zu beachten sind und sich dann gezielt darum kümmern können.
Eltern omnivorer Kinder tappen oft im Dunkeln und wissen gar nicht welche Nährstoffe kritisch sein könnten und dass natürlich das Vitamin B12 auch bei einer Mischkost problematisch sein kann (allerdings meistens erst im Alter). Oft gehen diese Eltern davon aus, dass alles ganz easy und unkompliziert ist. Ist es aber eben auch nicht immer.
Supplementieren vegane Eltern zuverlässig Vitamin B12 bei ihren Kindern (und in den Wintermonaten Vitamin D) und achten in der Ernährung auf die anderen Nährstoffe, die evtl. kritisch sein können, sind die veganen Kinder (mindestens) genauso gesund wie ihre Kameraden. Das ist meine Beobachtung aus den letzten zwei Jahren in sehr vielen veganen Mami- und Elterngruppen im Internet und im REAL LIFE, sowie aus meiner Beratung.
Ich habe bei meinem Sohn gerade folgende Werte testen lassen: B12 im Serum und Holo-TC, B2, B6, Zink, Eisen (Hb & Ferritin), Vit. D. Das Ergebnis liegt inzwischen vor und alle Werte sind top. Die Ärztin hat auch noch die Schilddrüse mit kontrolliert. Auch hier alles gut. Liebe Eltern der Pieks ist auch gar nicht so schlimm. Einmal im Jahr solltet Ihr diesen Gang machen.
Studienlage
Als ich diesen Artikel 2016 verfasste, gab es leider gibt es kaum relevante Studien. Meistens betrafen sie eher vegetarische Kinder oder es gab nur eine Handvoll Studienteilnehmer.
Damals schrieb ich:
„In Punkto Größenwachstum waren die vegetarischen Kinder gleichauf mit den Mischköstlern. Vegane, nicht-makrobiotisch-ernährte Kinder nahmen nur wenige an der Studie teil. Sie waren meist kleiner und leichter als Omnivore Kinder, jedoch im Normbereich der nationalen Referenzstandards. (Studie: Hebbelinck/Clays 2001 und Thane/Bates 2000).
Ich spare mir an dieser Stelle die Verlinkungen zu den vegetarischen Studien, da sich die vegetarische Ernährung noch sehr von der veganen unterscheidet.
Eine Sache möchte ich aber noch erwähnen. Studien, die häufig genannt werden, sind die Studien über Makrobiotisch ernährte Kinder aus den 80er Jahren aus den Niederlanden (Dagnelie et al. 1989/90). Diese hatten im Ergebnis ein verzögertes Wachstum durch zu geringe Nahrungsenergie- und Proteinzufuhr, eine verzögerte Entwicklung und Defizite bei Vit. D, B12, B2, Eisen und Kalzium. Allerdings hat die makrobiotische Ernährung nichts aber auch gar nichts mit der veganen Ernährung zu tun, wie sie heute umgesetzt wird. Daher sind sämtliche Anführungen dieser Studien obsolet.“
Heute hat sich das Blatt gewendet:
Es gibt einige Studien zur veganen Ernährung bei Kindern. Ich habe im Artikel zu den Mythen in der veganen Kinderernährung darüber geschrieben und die Studien für euch zusammengefasst.
Bild: Mehr zu den Studien schrieb ich im Artikel zu den Mythen in der veganen Kinderernährung.
Und außerdem sind vegane Kinder:
… manchmal auch ganz kleine Einsteins:
…liebende Geschwister – genau wie alle anderen Kinder auch!
…auch manchmal ziemlich flink, wie mein kleiner Racker, der schon mit 11 Monaten lief und jetzt mit 13 Monaten ständig tanzt – genau wie andere Kinder also schnell oder langsam…
…kleine Schmierfinken und sind süchtig nach haptisch-optischen Geschmacksexplosionen – genau wie alle anderen Kinder auch…
Also sind vegane Kinder nicht vom Mars oder von der Venus, sondern sind genau wie alle anderen Kinder auch, mal größer und mal kleiner, mal schnell und mal langsam, mal wütend und mal lieb, mal traurig und mal fröhlich, mal gute Schläfer und mal schlechte Schläfer. Vegane Kinder sind genau wie alle anderen Kinder sehr liebenswürdig und sie freuen sich, wenn sie auch so behandelt werden und wenn ihre Wünsche und die der Eltern respektiert werden ohne sie zu Außenseitern zu machen.
Alle, die diesen Artikel lesen und die bisher der Meinung waren vegane Ernährung für Kinder funktioniert nicht, sei Körperverletzung oder würde ihnen aufgezwungen, sollten noch einmal in sich gehen und ihre Meinung überdenken. Liebe Eltern, Familie, Erzieher, Lehrer und Ärzte: sprecht miteinander – in Ruhe.
Eine jede Ernährungsweise wird dem Kind quasi „aufgezwungen“, denn am Anfang eines Lebensweges entscheidet das Kind noch nicht alleine. Also auch eine Ernährung mit Fleisch oder mit Trash Food ist aufgezwungen.
Wir erziehen unsere Kinder, möchten ihnen ein Vorbild sein und so übernehmen sie oftmals unsere Gedanken und Ideen. Wichtig finde ich, dass wir Eltern einfach klare Grenzen ziehen zwischen innerhalb und außerhalb der Familie. Und wenn wir Eltern vegan essen oder leben, dann betrifft das nun einmal auch die Kinder. Wo ist sonst unsere klare Position? Wir würden uns doch selbst unglaubwürdig machen und unseren Kindern absolute Unsicherheit vorleben was unsere Entscheidungen betrifft. Außerhalb ist es oftmals schwer die Kinder vegan zu ernähren. LEIDER und NOCH. Die Kinder können aber lernen, dass Zuhause Zuhause ist und woanders woanders. Außerdem bitte ich an dieser Stelle um Unterstützung der restlichen (unveganen) Familie und des kompletten sozialen Umfeldes. Bitte akzeptiert die Entscheidung der Eltern und unterstützt sie, statt dem Kind heimlich tierische Produkte unterzujubeln oder ständig zu diskutieren.
Die Eltern haben ihre Entscheidung für sich UND die Kinder getroffen. Sie sind in der Regel sehr gut informiert. Sicherlich sehr viel besser als der Durchschnittsdeutsche. An dieser Stelle möchte ich wirklich einmal eine Lanze für die veganen Eltern brechen. Die Eltern, die bei mir eine Beratung in Anspruch nehmen sind wirklich schon ziemlich umfangreich im Bilde. Und natürlich gibt es auch mal Ausnahmen, bei denen was daneben geht und die Eltern die Supplementierung von B12 nicht ernst genommen haben, was dann dramatische Folgen fürs Kind hat. Aber liebe Leute: das sind Einzelfälle, die von den Medien komplett hochgespielt werden. Es werden auch Kinder misshandelt. Deshalb misshandelt aber nicht jeder Kinder, der welche hat. Genauso wenig vernachlässigen alle veganen Eltern ihre Kinder oder gehen leichtfertig damit um.
Und Ihr vegane Eltern: bitte versteht die Sorgen Eurer Umgebung. Versteht die Unwissenheit, weil die Aufklärung leider noch nicht richtig läuft und viele Falschinformationen im Umlauf sind. Wenn Ihr versteht, könnt Ihr in Ruhe sprechen und alle haben weniger Stress.
Erzählt doch mal: wie sind Eure Erfahrungen mit dem Umfeld was die vegane Kinderernährung angeht?
Freu mich über Kommentare
Alles Liebe
Eure Carmen
Sehr schöner artikel:-) meine Tochter is nun ein halbes Jahr mich würde interessieren wie du ihr das mit der Beikost gemacht habt:-)
Wir leben gerade in Berlin hier gibt es ganz viele veganen Familien und mittlerweile auch veggi kindergärten was ich super finde, dass auch da sehr großen wert auf bio gesunde kost gelegt wird:-)
Herzliche grüße an euch von uns:-)
Hallo liebe Jennifer, vielen Dank für Dein Kommentar. Wie wir das gemacht haben? Schau mal hier: https://www.vegane-familien.de/wie-kinder-essen-lernen-die-ultimative-anleitung/
:)…. Da hatte ich neulich Einiges dazu geschrieben :)))
Liebe Grüße
Carmen