Ich öffne die Bühne für einen sehr schönen Gastbeitrag. Mir gefällt besonders daran zu sehen, wie jeder Mensch in seinem Umfeld kleine, aber sehr wichtige Schritte tun kann, um die Welt ein bisschen pflanzlicher zu machen. Natürlich bin auch ich ein ganz großer Fan von der „Jeder kann etwas tun“–Einstellung und dies ist so ein wunderbares Beispiel. Aber lies selbst:
Vom Spannungsverhältnis meines Vorbildcharakters als Erzieherin und meiner persönlichen Einstellung als Veganerin
In der niedersächsischen Prärie zwischen ländlicher Idylle und Kleinstadtschick werde ich mit meiner Einstellung und der dazugehörigen veganen Lebensweise oft belächelt.
„Niedlich, wie sie sich über Gemüse freuen kann!“ wurde mir erst vor Kurzem nachgesagt.
Mich persönlich stört das weniger, so lange ich von den Personen ernst genommen werde, die mir tatsächlich etwas bedeuten.
In meiner beruflichen Rolle als Erzieherin in einer kleinstädtischen, nicht-veganen Kindertagesstätte sind die Reaktionen auf meinen Lebensstil sehr unterschiedlich. Anfangs bewahrte ich den Eltern gegenüber mein „kleines Ernährungsgeheimnis“ und achtete darauf, meine pädagogische Handlungsweise durch meine privaten Überzeugungen nicht beeinflussen zu lassen.
Bis zu einem bestimmten Grad funktionierte dieses Modell recht problemlos, endete allerdings
mit einer Beobachtung, die mich alles nochmal überdenken ließ:
„Mama, waren die Nuggets mal echte Tiere?“ fragte im Supermarkt ein Kind seine Mutter. Nun war ich wirklich auf die Antwort gespannt.
Unglaublicherweise lautete sie: „Ja, das war mal ein Huhn aber das war schon ganz alt und krank.“
Mal ehrlich, wer isst nicht gerne Tiere, die an Altersschwäche und Krankheit verstarben? Mir wurde schlecht! Nicht, weil ich nun ständig an geschwächte Hühner denken würde, nein, diese Frau hatte in meinen Augen einfach kein Rückrat und belog nicht nur sich selbst sondern auch ihr eigenes Kind.
Authentizität und Ehrlichkeit
Eine der Eigenschaften, die ich persönlich in allen zwischenmenschlichen Beziehungen, beruflich sowie auch privat, als sehr wichtig empfinde ist Authentizität und Ehrlichkeit. Natürlich bedeuten diese Werte auch, dass man sich selbst mit unangenehmen Themen auseinander setzen muss und Gespräche führt, die recht ernst und nachdenklich stimmen.
Nach dem Supermarkt-Erlebnis war mir klar: egal was ich jemals von einem Kind oder Elternteil gefragt werde, ich möchte mir am Ende des Tages noch selbst ins Gesicht blicken können ohne mich einer Lüge zu schämen.
Hierbei muss ich ja kein weiteres Trauma erzeugen und die blutrünstige Realität in Schlachthäusern wiedergeben, ich kann aber durchaus ehrlich sagen „Ja, diese Mahlzeit war einmal ein lebendiges Tier und damit Menschen es essen können, wird es getötet.“.
Damit habe ich ein Nugget natürlich nicht zum Leben erweckt, aber damit ist ein kleiner Stein ins Rollen gekommen, der der Generation der Zukunft bereits als Kind einen kleinen Denkanstoß geben kann.
Oft bewege ich mich mit dieser Einstellung auf eher dünnem Eis und versuche täglich die Waage zu halten zwischen den Erwartungen an meine pädagogische Arbeit und meiner persönlichen Überzeugung.
Ich kann Eltern nicht verbieten, ihren Kindern tierische Produkte einzupacken. Auch kann ich unsere „In-House-Küche“ schlecht boykottieren, denn damit würde ich meinen Job riskieren. Ich arbeite nicht in einem veganen Kindergarten und darum bleibt nur eine friedliche und unbemerkte Revolution…
Inspirieren statt missionieren
„Inspirieren statt missionieren“ lautet daher mein persönliches Arbeitsmotto vor allem wenn es um Ernährung geht.
Vielleicht liegt es an der Art und Weise, wie ich mittlerweile mit meiner „Andersartigkeit“ umgehe, erfreulicherweise werde ich von Eltern bzw. unserem Küchenpersonal als Ansprechpartner für Lebensmittelunverträglichkeiten und der daraus resultierenden Alternativensuche dankbar angenommen.
Auch wenn ich damit nicht die Welt verändern werde, im Kreise fleischfressender Pflanzen als kompetente Beratung bzw. Hilfe wahrgenommen zu werden ist für mich ein großer Schritt und auch ein Kompliment.
Meine Gesprächsbereitschaft in Sachen pflanzenbasierte Ernährung weckt die Neugierde und ich selbst kann die Thematik recht kreativ aufgreifen.
Oft bringe ich neue Rezeptkreationen für Kollegen, Eltern und Kinder zur Verkostung mit.
Auch habe ich einen Smoothie Maker für unsere Gruppe angeschafft und so bringen Kinder, bzw. Eltern hin und wieder allerlei Grünzeug mit, sodass spontan einzigartige „Drachensmoothies“ gemixt werden.
An einem Vormittag stand ich sogar selbst in unserer Kita-Küche um einem Allergie-Kind meine veganen Bananen Pancakes zuzubereiten. Nicht nur das eine Kind aß von den Pancakes, auch bei den anderen waren sie der Renner, sodass die Küche überlegt, dieses Rezept regelmäßig in den Essensplan für die gesamte Einrichtung aufzunehmen, was für ein großartiger Mini-Erfolg-mehr Pflanzen für alle.
Schließlich bitten uns Eltern stets darum, darauf zu achten, dass der Sprössling mehr Gemüse isst. Damit sind sie bei mir an der richtigen Adresse.
Eure Minna
Ganz lieben Dank Minna für diesen tollen und bereichernden Beitrag. Möchtest auch du etwas beitragen, das für vegane Familien relevant ist? Dann schreib mir einfach eine kurze eMail mit ein paar Worten zu dir und dem Thema, über das du schreiben möchtest.
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